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Die Form Lilly

Mit der spätestens 1906 eingeführten Form „Lilly“ orientierte sich die Manufaktur Fürstenberg bei der Gestaltung offensichtlich an der Form „Donatello“ von Rosenthal, die 1905 auf den Markt gebracht und sogleich zu einem großen Erfolg geworden war. Der Übernahme der Gestaltungsgrundlagen durch verschiedene Hersteller begegnete Rosenthal mit Rechtsstreiten. Fürstenberg setzte sich zunächst erfolgreich zur Wehr, unterlag schließlich aber doch und musste 1913 das Service in seiner ursprünglichen Form aus dem Programm nehmen. Dennoch wurde durch Abwandlung der Grundform ein wichtiger Schritt hin zu einer zeitgemäßen, modernen Formgestaltung erreicht.

Ein vollständiges Service der Form Lilly in ansprechender Erhaltung und mit zeittypischem Dekor ist heute nur noch selten zu finden. Bei dem erworbenen Service ist ein interessantes Detail der abgeänderte Deckelknauf der Teekanne. Wahrscheinlich ist dies in Folge des oben erwähnten Rechtsstreits entstanden.


Jubiläumsservice 1747

Die Serviceform 1747 wurde anlässlich des 175-jährigen Jubiläums im Jahr 1922 herausgebracht. Der damalige Direktor Arthur Mehner ließ das Modell nach einem Vorbild des 18. Jahrhunderts anfertigen, auf das ihn der Kunsthistoriker Christian Scherer, Kustos am Herzoglichen Museum aufmerksam gemacht hatte. Die Bezeichnung der Form 1747 nimmt Bezug auf das Gründungsjahr der Manufaktur. Auch die Gestaltung des Dekors ist Dank Überlieferung nachvollziehbar: Neben anderen Dekoren wünschte Mehner für das Jubiläumsservice nachdrücklich eine dem Stil der Blumenmalerei des 18. Jahrhunderts nachempfundene Malerei. Ausgeführt wurden die Bouquets und Streuer in der 1918 gegründeten Malerei in Dresden.

Das Service trägt neben der Jubiläumsmarke 1747-1922 unter der großen Terrine den Sonderstempel „Fürstenberger Jubiläums-Tafelservice“ mit der Nummerierung 16. Es ist in Umfang und Erhaltungszustand sicher eine absolute Rarität. Bisher waren im Museum Schloss Fürstenberg nur einzelne Teile vorhanden.


Kastanientopf

„Maroni heiß und lecker – Kastanientöpfe aus Porzellan, Fayence, Steingut und Steinzeug“, unter dieser Bezeichnung fand im Herbst 2010 eine vom Freundeskreis Fürstenberger Porzellan unterstützte Ausstellung im Museum im Schloss Fürstenberg statt. Dank der Ceramica-Stiftung Basel war es möglich geworden, ein gleichnamiges Begleitbuch zur Ausstellung mit umfangreichem Katalogteil herauszubringen, das von der Fachwelt aufmerksam und mit großem Interesse beachtet wurde. Erstmals wurde dieses besondere Thema der Porzellan- und Keramikgeschichte von dem langjährigen Porzellankenner Dr. Hans Dieter Flach vorgestellt. ISBN 978-3-940751-28-7.

In der Ausstellung wurde ein Kastanientopf eines Sammlers gezeigt. Der Topf hat eine stark durchbrochene Wandung, die von mit poychromer Vogelmalerei versehenen Rocaillekartuschen unterteilt wird (der Untersatz fehlt). Der leicht S-förmige, hochgewölbte Deckel trägt eine goldstaffierte Aubergine als Knauf und hat in zwei Reihen ovale Durchbrüche. Der Deckelrand trägt einen Umlaufdekor aus goldenen, reliefierten Kreissegmenten und Blumenmalerei. Aufgrund der Marken (unterglasurblaue Marke <F>, geritzt <LB>, lässt sich das Stück dem Former Ludwig Becker (1762-1802) zuordnen.

Kastanientöpfe sind Seltenheiten und so konnte das Museum im Schloss Fürstenberg bis zur Ausstellung keinen eigenen Kastanientopf aus Fürstenberg zeigen. Nach der Ausstellung erklärte sich der Sammler bereit, sein Exemplar dem Freundeskreis zu einem angemessenen Preis zu überlassen. Der Freundeskreis konnte so dem Museum im Schloss ein wichtiges Sammlungsstück als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen.


Asien und Afrika mit dem Löwen

Die Allegorien der Erdteile waren ein beliebtes Motiv im 18. Jahrhundert. 1775 schuf Anton Carl Luplau „die Die 4 Theile der Welt“ in zwei Gruppen: „Europa, Amerika mit dem Krokodill“ mit der Modellnummer 250 und „Asia, Africa mit dem Löwen“, Modellnummer 251. Dass in dieser Zeit nur vier Kontinente dargestellt wurden liegt darin begründet, dass Australien zwar im 18. Jahrhundert schon bekannt war, doch erst nach seiner Inbesitznahme für England durch den Seefahrer James Cook (1770) das „Südland“ – die „terra australis“ – im Laufe des 19. Jahrhunderts allgemein als eigener, fünfter Kontinent anerkannt wurde. Das Modellbuch zeigt zusätzlich den Hinweis: „nach dem Casslischen Modell cupiret“. Es war üblich, sich Anregungen bei anderen Herstellern zu suchen, in diesem Falle also von Manufakturen in Kassel, die Ende des 18. Jahrhunderts für kurze Zeit bestanden.

Die farbig staffierte Figurengrupppe auf mit Rocaillen verziertem Steinsockel zeigt zwei Kinderfiguren: Afrika, mit Elefantenhelm und violettem Hüfttuch, hält in der rechten Hand eine Flamme und sitzt auf einem Löwen, ein Köcher mit Pfeilen beiliegend. Asia, mit gelbem Hüfttuch, das über eine lange Kette am Körper gehalten wird, sitzt auf einem Sockel, der Turban ist ebenfalls auf einem Sockel abgelegt. Die Figur hat einige Beschädigungen, so ist der Rüssel des Elefantenhelms abgebrochen und in der Hand von Asia fehlt der Halbmond. Die Figur trägt eine Schwertermarke (Imitation der Marke von Meißen).

Mit dem Erwerb der Figurengruppe konnte eine empfindliche Lücke in der Sammlung des Museums im Schloss Fürstenberg geschlossen werden, die bislang nur das Gegenstück, „Europa und Amerika“, präsentieren konnte. Vergleichsstücke sind im Museum August Kestner, Hannover und in der Sammlung Reichmann vorhanden.