Ältester noch erhaltener Porzellanbrennofen Europas

Bauforschung an den ersten Betriebsanlagen in Fürstenberg
DATUM

2014

  • DATUM : 2014
  • LOCATION :
  • CATEGORY :
  • CREATIVE DIRECTOR :
  • VISUALIZATION :

Ältester noch erhaltener Porzellanbrennofen Europas. In Fürstenberg haben Gebäude aus der Frühzeit der Manufaktur (1744-1756) überdauert. Sie sind die ältesten überhaupt erhaltenen Relikte der Porzellanherstellung in Europa. Der fast unberührte Zustand der Anlage ist der Tatsache geschuldet, dass die Porzellanmanufaktur in das Schloss Fürstenberg umzog, nachdem dort die Voraussetzungen geschaffen waren. Somit blieben die ersten in der Nachbarschaft des Schlosses liegenden Anlagen als Baudenkmal und im archäologischen Befund erhalten und wurden nicht wie an anderen Orten durch ständige Umbauten und Erweiterungen zerstört. Neben dem „Alten Brennhaus“ gehört zu dem technikgeschichtlichen Ensemble auch das ehemalige Laboratorium mit weiteren Versuchsöfen in der sogenannten „Alte Mühle“ (der Bau wurde ursprünglich als Windmühle errichtet). Ebenso zählt hierzu die „Von-Langen-Reihe“, welche als Arbeiterwohnungen für die damalige Belegschaft diente. Der Freundeskreis engagiert sich zusammen mit dem Heimat- und Geschichtsverein für Landkreis und Stadt Holzminden e.V. für die Dokumentation und den Erhalt der Anlagen, die zwar seit langem unter Denkmalschutz stehen, deren kultur- und technikhistorische Bedeutung aber erst in den letzten Jahren erkannt wurde.

Bei Abrissarbeiten eines alten Stallgebäudes am „Alten Brennhaus“ trat die älteste Brennofenanlage der Manufaktur zutage. Diese wurde in den Jahren 2009-2012 durch eine Grabung unter ehrenamtlicher Leitung der Archäologen Dr. Sonja König und Dr. Stefan Krabath freigelegt. Mit finanzieller Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur wurde vom Freundeskreis eine Laservermessung mit anschließendem Modellbau und Produktion einer Computersimulation in Auftrag gegeben.

Ältester noch erhaltener Porzellanbrennofen Europas - Freundeskreis Fürstenberger Porzellan e.V.

Die Ergebnisse wurden publiziert in: Denkmalpflege in Niedersachsen, Heft 2 (2012), S. 74-77: Die erste Porzellanmanufaktur in Norddeutschland – von der Ausgrabung zum virtuellen Modell der ältesten noch erhaltenen Porzellanbrennofen Europas. Von Sonja König, Stefan Krabath, Thomas Krueger; unter Mitarbeit von Christian Leiber, Thomas Schmitt.

Die Grabung wurde aus Sicherheitsgründen wieder mit Sand verfüllt, um sie zu einem späteren Zeitpunkt museal und touristisch erschließen zu können. Um dies langfristig erreichen zu können, beauftragte der Freundeskreis Dr. Christian Lippelt die relevanten Quellenbestände in verschiedenen Archiven zu sichten. Der Bericht wurde publiziert in: Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 95, 2014, S. 69-91; Die ersten Betriebsanlagen der Porcellain-Fabrique Fürstenberg – ein Beitrag zur Bauforschung. Christian Lippelt.

Auf Basis dieser Vorarbeiten wurde das Ensemble 2014 vom Niedersächsischen Heimatbund e. V.  in die „Rote Mappe“ aufgenommen (Kennziffer 304/14).Die „Rote Mappe“ bietet eine Möglichkeit der direkten Bürgerbeteiligung. In der Antwort des Ministerpräsidenten, der sogenannten „Weißen Mappe“, wird die Bedeutung des Ensembles anerkannt. Für ein weiteres Engagement des Landes Niedersachsen ist aber ein Nutzungskonzept vorzulegen.

Eigentümerin der Gebäude auf Erbpachtgrundstücken der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ist die Gemeinde Fürstenberg. Mit seinem Engagement will der Freundeskreis die Eigentümerin der Gebäude darin unterstützen, die einzigartigen Anlagen zu erhalten und später mit einem durchdachten Nutzungskonzept der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.